Nachhaltigkeit trifft Effizienz: Neue Wege in der Verpackungsindustrie
Der europäischen Umweltpolitik ist im Bereich der Verpackungsgesetzgebung eine Überraschung gelungen: Nachdem sich die Trilogverhandlungen zur Kunststoffverpackungsabfallverordnung (PPWR) zuletzt so in die Länge gezogen hatten, dass angesichts der Europawahlen im Juni mit einem Scheitern zu rechnen war, haben sich die Beteiligten nun auf einen gemeinsamen Entwurf geeinigt.
Für die kunststoffverarbeitende Industrie im Lebensmittelbereich bedeutet dies eine weitere Konkretisierung der Anforderungen an recyclingfähige Verpackungen und den Einsatz von Rezyklaten bis zum Jahr 2030. Der gesetzliche Handlungsdruck steigt!
Viele Markenartikler und Handelsunternehmen haben die Notwendigkeit der Umstellung auf nachhaltige Verpackungen bereits erkannt. In allen Segmenten sind Tests bereits fester Bestandteil der Geschäftstätigkeit. Bedauerlich ist jedoch, dass innovative Projekte oft aus Kostengründen gestoppt werden. Recyclingfähige Materialien sind oft teurer als konventionelle Verpackungslösungen, und die bisherige Zurückhaltung der Kunden bei Preiserhöhungen hat dazu geführt, dass viele dieser vielversprechenden Projekte auf Eis gelegt wurden. Stattdessen wird auf naheliegende Lösungen zurückgegriffen, wie z.B. Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung, deren Erfolg jedoch aufgrund technologischer Grenzen ebenfalls begrenzt ist.
Wie kann die ver- und abpackende (Lebensmittel-)Industrie diesem Kostendruck standhalten und
gleichzeitig die Kreislaufwirtschaft im Sinne des Green Deals umsetzen?
Bei Maag gehen wir neue Wege, um nachhaltige Verpackungslösungen wirtschaftlich umzusetzen. Es greift zu kurz, im Sinne der Nachhaltigkeit nur den "Output" zu optimieren. Aus unserer Sicht ist es unerlässlich, das „Gesamtsystem“ Wertschöpfungskette zu betrachten und sowohl innerhalb der Unternehmen als auch im Zusammenspiel der verschiedenen Akteure einen grundlegenden Wandel herbeizuführen.
Damit können zwei Ziele erreicht werden.
1. Recyclingfähigkeit und Rezyklateinsatz
Echtes Design for Recycling berücksichtigt neben den originären Anforderungen an Verpackungen (Verarbeitbarkeit, Schutz, Transport) immer auch die tatsächliche Wiederverwendung der zurückgewonnenen Wertstoffe. Nach Ansicht von Maag und seinen Partnern aus dem mechanischen Recycling erfüllt derzeit nur ein Polymer diese umfassenden Anforderungen für flexible Verpackungen: Polypropylen! Mit PP lassen sich wesentliche Teile des FMCG-Verpackungsmarktes hinsichtlich der Verarbeitbarkeit abdecken und es gibt einen wachsenden Abnehmermarkt für PP-Rezyklat. Allein die von der Europäischen Union angekündigte „Altautoverordnung“ wird zu einem Nachfrageschub für PP-Rezyklate führen.
Eine wesentliche PPWR-Anforderung kann jedoch aufgrund der bestehenden EFSA-Regelungen auch mit mechanisch rezykliertem PP nicht erfüllt werden: der physikalische Einsatz von Rezyklaten in kontaktsensitiven Verpackungen (10%). Maag setzt daher auf die gesetzliche Anerkennung eines Zertifikatehandels, wie ihn das Start-up Certified Recycled Content CRC GmbH (www.crc.earth) empfiehlt. CRC verbindet Unternehmen der Kunststoff-Wertschöpfungskette durch gegenseitige Selbstverpflichtungen in einem branchenübergreifenden Pool.
2. Kostensenkung durch nachhaltige Verpackungsproduktion
Zum anderen, und das ist der nächste entscheidende Vorteil, können wir durch die Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette und durch Total Cost Ownership (TCO) eine Optimierung erreichen, die nicht nur material- und technologieorientiert ist, sondern das gesamte Prozesssystem betrachtet und zu einer grundlegenden Veränderung in der Zusammenarbeit der Akteure führt.
Wie geht das konkret?
Effizienzsteigerung durch Digitalisierung von Prozessen:
Die Firma Maag hat dazu ein Supermarktkonzept („SuperMaagt“) auf Basis von Electronic Data Interchange (EDI) entwickelt. Statt manueller Standardbestellprozesse, Konsignationslager oder VMI erfolgt die Übermittlung der Transaktionsdaten nun automatisch über eine digitalisierte Steuerung aus dem Lager heraus. Sobald eine kritische Mindestmenge im Lager erreicht ist, erfolgt sofort eine unidirektionale Produktionsplanung von hinten nach vorne - ohne weiteres Zutun des Kunden. Durch ein schlankes und automatisiertes Auftragsmanagement wird die Fehlerquote im Prozess gegen Null minimiert.
Der durchgängige Datenfluss ermöglicht eine bedarfsgerechte Produktion und die regelmäßige Fertigung kleinerer (!) Losgrößen mit zeitnaher Lieferung (Just-in-time). Der Lagerumschlag bei Vermeidung von Überproduktion wird vervielfacht. Damit reduziert sich auch das Vernichtungspotential bei Designänderungen - ein weiterer Beitrag zur Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit.
Automatisierung der Auftragsabwicklung gewährleistet eine termingerechte Auftragsfertigung und vermeidet Kapazitätsengpässe, die in vorwärtsgerichteten Auftragssystemen zwangsläufig auftreten. Insgesamt wird die (finanzielle) Flexibilität systematisch erhöht. Die Liefertreue (OTIF) steigt auf >99%. Digitalisiertes Forecasting und Invoicing sind weitere Bestandteile des SuperMaagt-Lieferumfangs.
Weitere Kostenvorteile ergeben sich aus der Entlastung der Mitarbeitenden in der gesamten Verwaltungs- und Logistikkette von manuellen (Standard-)Tätigkeiten. Durch die Automatisierung können sie sich auf andere Tätigkeiten konzentrieren. Ein Beispiel: Die Codierung der gesamten LKW-Ladung ermöglicht es, Informationen an die relevanten Parteien in der Logistikkette zu senden. Dadurch wird die Auftragsabwicklung beschleunigt und die Produktivität weiter gesteigert.
All dies erfordert grundlegende strukturelle Anpassungen. Leider ist der Automatisierungsgrad in vielen Bereichen unserer mittelständisch geprägten Branche noch gering, manuelle Prozesse sind fehleranfällig und führen zu Ressourcenverschwendung!
Wir müssen in die richtigen Technologien und Strukturen investieren. Nur so können wir die wachsenden Anforderungen wie die transparente Rückverfolgbarkeit von Abfallströmen über den gesamten Stoffstrom bis hin zur Materialerkennung im Rezyclingprozess bewältigen.
Wir haben bereits Fortschritte gemacht, aber es ist entscheidend, diesen Weg gemeinsam und konsequent weiterzugehen. Am Ende steht eine funktionierende, klimaneutrale Kreislaufwirtschaft - zu geringeren Kosten als bisher.
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