Entscheidungen zum Thema Verpackung sind von strategischer Bedeutung

Angesichts der aktuellen Krisenlage in der Ukraine ist die Klimadebatte in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund gerückt. Dennoch ist der Handlungsdruck zur Erreichung der Recycling-Ziele im Zuge der Agenda 2030 weiterhin vorhanden, und auch in der Bevölkerung ist die Empörung in Bezug auf „Plastik“ und mangelhaftes „Recycling“ nach wie vor groß.
In Folge ist die Frage der Verpackung - früher oft von nachrangiger Bedeutung - in den Fokus der Markenartikler gerückt, und eine Vielzahl neuer Verpackungen ist in den Handel gespült worden. Einige von diesen entpuppen sich später als wenig nachhaltig, wie zum Beispiel solche Papier-Kunststoff-Verbundverpackungen, die nicht oder nur sehr schwer zu recyceln sind.  Es ist auf den ersten Blick nicht immer offensichtlich, welcher Weg zielführend ist. Verpackungsentscheidungen sind komplex – und aufgrund ihrer Auswirkungen sollten sie in einen unternehmerischen Strategie-Prozess einfließen, in dem alle Chancen und Risiken anhand definierter Ziele bewertet werden. Schnellschüsse, um Befindlichkeiten der Bevölkerung zu befriedigen, sind selten von Erfolg gekrönt.


Folgende Überlegungen sollten unbedingt in eine Verpackungsstrategie einfließen:

  • Aus Brüssel werden bis Ende November neue Regulierungen/legislative Maßnahmen erwartet, die u.a. eine Verbesserung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen zum Ziel haben. In Deutschland fordert das VerpackG heute und in Zukunft immer höhere materialspezifische Verwertungsquoten beim Recycling. Eine gute Sortierbarkeit/Rezyklierbarkeit ist Grundlage für die Bereitstellung hochwertiger Sekundärmaterialien und damit unverzichtbar für Ressourcenschonung, Verringerung des Abfallaufkommens und Reduktion der Treibhausgasemissionen!
  • Das verwendete Verpackungs-Material sollte zu einer ökologischen Verbesserung führen, wie z.B. Kreislaufführung stärken oder Rohstoffe einsparen.
    Die einzelnen Verpackungsarten verursachen in ihrer Herstellung und Verarbeitung unterschiedlich hohe Umweltlasten. Beispielsweise können Papierverpackungen häufig einen geringen Verbrauch an nicht erneuerbaren Energien aufweisen, sofern nicht konventionelle Gas- oder Kohle- Kraftwerke eingesetzt werden. Aber die Schadstoffemissionen in der Papierproduktion sind sehr hoch. Zudem sind Papierverpackungen häufig schwerer als Kunststoff-Lösungen. Das hat ein vermehrtes Abfallvolumen und höheres Transportaufkommen mit erhöhtem CO²- Ausstoß zur Folge.
    Packstoffe aus Papier, die beidseitig beschichtet oder metallisiert sind (außer Flüssigkeitskartons), müssen nach dem neuen Mindeststandard der ZSVR ihre Recyclingfähigkeit im Einzelfall feststellen lassen. Die Recyclingfähigkeit hängt im Wesentlichen davon ab, ob sich die Fasern im Recyclingprozess lösen und dadurch wieder zu neuen Fasern verarbeiten lassen. In jedem Fall aber bereiten Papierverbunde im Recyclingprozess Probleme – für Reject-Anteile bleibt, wenn es gut läuft, die thermische Verwertung. Eine ökologische Verbesserung ist fraglich und muss, wie gesagt, im Einzelfall nachgewiesen werden.
  • „Re-Design“ ist vielschichtig, und eine Anpassung der Verpackungsart muss für die jeweilige Anwendung geprüft werden. Sie birgt aber ein Riesen- Einsparpotential. Bspw. verbessert die Umstellung von einer Flasche auf einen flexiblen, recyclingfähigen Beutel die Ökobilanz signifikant, da durch Materialreduktion weniger Material hergestellt, transportiert und verwertet werden muss. Im Vergleich unterschiedlicher Verpackungsformen kommt z.B. auch das IFEU-Institut zu dem Resultat, dass die „geringsten Umweltlasten bei den flexiblen Folienlösungen anfallen, da sich die Varianten durch einen vergleichsweise geringen Kunststoff-Einsatz in der Verkaufsverpackung auszeichnen.“­(Verpackungen ökologisch optimieren -Ein Leitfaden für Unternehmen (ifeu.de)

                Quelle ­(Verpackungen ökologisch optimieren - Ein Leitfaden für Unternehmen (ifeu.de)

Grundsätzlich ist immer fallspezifisch zu entscheiden, und es sollte die gesamte Ökobilanz betrachtet werden, um die beste Wahl für eine Verpackungsformat zu treffen. Oberste Priorität ist die Vermeidung und die Reduktion von Ressourcen. (S.auch: Maag GmbH - Die GVM Studie macht deutlich: Wir müssen mehr tun!)

 

Im Bewusstsein, nachhaltig am Markt agieren wollen, sind folgende Ziele für eine strategische Verpackungsentscheidung von grundlegender Bedeutung.

  1. Produktschutz, der den anspruchsvollen Anwendungen gerecht wird,
  2. Einsatz recyclingfähigen/ kreislauffähigen Materials,
  3. Geringstmögliche CO²-Emissionen bzw. eine gute Ökobilanz
  4. Wirtschaftliche Rentabilität


Bislang wurden Zielkonflikte, die zwischen Recyclingfähigkeit, Produktschutz oder Wirtschaftlichkeit bestanden, oftmals zu Lasten der Recyclingfähigkeit gelöst.
Aber: Diese Ziele dürfen und müssen nicht in Konkurrenz zu einander stehen.  Im Gegenteil, ich bin überzeugt, dass sie einander sogar stützen können - vorausgesetzt, die Stakeholder der gesamten Wertschöpfungskette arbeiten zusammen und setzen ein ganzheitliches Konzept um. Um wirklich nachhaltig in allen Bereichen zu wirtschaften, sind, ausgehend vom Verpackungskonzept (https://www.maag.de/de/blog/188-polypropylen-ist-das-material-der-zukunft), weitere Komponenten wie Standardisierung und Digitalisierung zur Optimierung der Prozesskette zwingend einzubeziehen. Mit diesem holistischen Ansatz können wir eine Zielkongruenz erreichen, zum Wohle des Ökosystems und der Wirtschaft!
Entscheidend ist, dass wir jetzt(!) aktiv werden. ­


Kontaktieren Sie mich gern für weitere Informationen.

Über den Autor

"WIR HANDELN NACHHALTIG AUS ÜBERZEUGUNG!"

Maag-Geschäftsführer Ansgar Schonlau ist Diplom-Wirtschaftsingenieur und hat langjährige Erfahrung in der Druck- und Verpackungsindustrie mit dem Schwerpunkt auf Flexible Verpackungen.  Er ist engagierter Verfechter der Supply-Chain-Optimierung zur Vermeidung aller Arten von Verschwendung, hat in seinem Unternehmen schon früh Lean Management eingeführt und setzt sich für die Kreislaufwirtschaft von Folienverpackungen ein.